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Extremwinter in der Mongolei "Dzud" kostet 4,7 Millionen Herdentiere das Leben: Warum das Wetterphänomen so verheerend ist

Ein Hund bellt in der Nähe von Kadavern von Schafen und Ziegen
In Bayanmönkh im Osten der Mongolei liegen die Kadaver von Schafen und Ziegen. Die Tiere hatten wegen Schnee und Eis nicht genügend Futter gefunden und sind verhungert
© AFP / Getty Images
90 Prozent der mongolischen Landfläche sind vereist oder mit Schnee bedeckt. Durch das extreme Wetterphänomen – ein sogenannter "Dzud" – sind bereits Millionen Herdentiere verendet

Die Mongolen haben ein Wort dafür, wenn es im Winter sehr kalt ist und besonders viel Schnee fällt. Sie nennen dieses Wetterphänomen "Dzud". In der Mongolei herrscht gerade der zweite Dzud-Winter in Folge.

Laut dem mongolischen Winterdienst sind bis zu 90 Prozent der Landfläche der Mongolei vom so genannten Weißen und Eisernen Dzud erfasst. Ein Weißer Dzud liegt vor, wenn die Weideflächen unter einer Schneeschicht von mindestens 22 Zentimetern liegen. Der Eiserne Dzud bedeutet, dass die Weidegebiete gefroren sind. 

Flächen ohne Dzud gibt es in dem zentralasiatischen Land derzeit nur noch in der Wüste Gobi. Dort ziehen mongolische Hirten mit ihren Tieren aber ohnehin nicht hin. 

Ein Mongole steht im Schnee, auch sein Pferd ist von Schnee bedeckt
Immer öfter herrschen in der Mongolei extrem eisige und schneereiche Winter. Auch in diesem Jahr kommt der "Dzud", vor allem Herdentiere sind betroffen
© Alvaro Canovas / Paris Match / Getty Images

Die Viehzucht ist ein wichtiger Pfeiler der mongolischen Wirtschaft, Kultur und Lebensweise. Schätzungen zufolge gibt es in dem Land rund 64 Millionen Herdentiere, vor allem Kamele, Schafe, Ziegen, Pferde und Yaks. Für die Hirten der Mongolei sind die Tiere die Lebensgrundlage. Sie essen ihr Fleisch, trinken ihre Milch. Sie heizen mit dem getrockneten Kot ihre Jurten und verkaufen Felle und Leder, um Lebensmittel einzukaufen und die Schul- und Universitätsgebühren ihrer Kinder zu bezahlen. 

Nun leiden die Tiere wegen des Extremwinters unter Futtermangel – sie gelangen nicht an das ohnehin karge Gras unter Schnee und Eis – und die Hirten kämpfen mit explodierenden Kosten für Futter und Treibstoff. Nach Angaben der staatlichen mongolischen Notstandskommission sind in diesem Winter bereits z4,7 Millionen Herdentiere verendet. Mitte Februar war die Zahl der ums Leben gekommenen Tiere mit rund 1,5 Millionen angegeben worden. 

Oft sind die Verluste in einem Dzud besonders hoch, wenn ein trockener Sommer vorausgegangen ist, in dem sich die Tiere kein ausreichendes Fettpolster für den Winter anfressen konnten. 

Gras unter einer Eisdecke
Wenn es taut und kurz danach wieder friert, liegt das Gras unter einer dicken Eisdecke und ist für die Viehherden unerreichbar
© Taylor Weidman / LightRocket / Getty Images

Die UNESCO nennt mehrere Gründe dafür, dass der Dzud in diesem Winter besonders schwer ist. Darunter sind mehrere heftige Schneestürme im November 2023 und überdurchschnittlich hohe Schneefallmengen im Dezember. Danach taute und fror es mehrere Male hintereinander. Das Ergebnis: viel Eis oder Eiserner Dzud. 

Extreme Winter sind ein wiederkehrendes Phänomen in der Mongolei, jedoch hat die Häufigkeit von Dzuds seit den 1990er-Jahren deutlich zugenommen. Der bisher schlimmste Winter traf das Land laut einem Bericht der BBC vor 80 Jahren. 1944 seien rund 7,5 Millionen Herdentiere verendet. Experten bringen die kürzeren Abstände zwischen den Dzuds mit dem Klimawandel in Verbindung.

Die Mongolen haben im Übrigen auch ein Wort dafür, wenn im Winter gar kein Schnee fällt. Sie nennen das dann "Schwarzer Dzud". 

dia / dpa

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